Von Willeke van Staalduinen, AFEdemy, Academy on Age-Friendly Environments in Europe B. V.
Täglich mit Rassismus oder Hassreden konfrontiert zu sein, bedeutet viele diskriminierende Ereignisse zu erleben, die sich im Einzelnen zwar wie kleine Nadelstiche anfühlen, aber aufgrund der schieren Anzahl zunehmend schmerzen. Diese Belastung müssen viele europäische Bürger*innen, die als „anders“ wahrgenommen werden, erdulden. Die europäischen SDD-Partner*innen konnten im Laufe des Projekts erfahren, wie negativ es sich dabei auswirkt, dass Zeug*innen von Diskriminierungssituationen häufig nicht eingreifen. Bob Kurik, Anthropologe an der Karls-Universität Prag (Tschechien), plädiert für eine Kultur der Zivilcourage.
Sein ganzes Leben lang ist Bob Kurik an bürgerschaftlichem Engagement und Aktivismus interessiert. Antirassismus ist eines seiner Hauptziele, für das er kämpft. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass einige seiner Freund*innen, die einen Roma-Hintergrund haben, täglich mit Rassismus und Hassreden konfrontiert werden.
Sein Bestreben, Rassismus zu bekämpfen, ist auch einer der Gründe, warum er sich dem Projekt Smart for Democracy and Diversity angeschlossen hat. Dies gab ihm die Möglichkeit, mit dem Projektkoordinator Jesper Schulze zusammenzuarbeiten, den er aus seiner Zeit in Deutschland kennt. Der pragmatische Ansatz des Projektes reizte Bob ebenso wie die Möglichkeit, mehr über Online-Spiele zu erfahren. Die Zunahme des Rassismus in den letzten zehn Jahren ist ein weiterer Grund für seine Teilnahme.
Am SDD-Projekt gefiel Bob bisher vor allem die Bereitschaft der Menschen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Nicht nur als Interviewpartner*innen, sondern auch als Expert*innen in Workshops, um Feedback zu den ausgearbeiteten Szenen und der Spielstruktur zu geben. Es freut ihn zu sehen, dass sich so viele Menschen engagieren und er viel von ihnen lernt. Zweitens ist es ihm wichtig, die europäische Perspektive auf Diskriminierung und Rassismus zu fördern. Er lobt die Existenz lokaler Unterschiede, aber es gibt viele europäische Gemeinsamkeiten zu diesem Thema.
Im Rahmen des SDD-Projekts hat Bob erfahren, wie Befragte Alltagsrassismus erleben und wie häufig sie davon betroffen sind. Die Ereignisse können sich wie schmerzhafte Nadelstiche anfühlen, die jeden Tag wehtun und das Leben maßgeblich beeinträchtigen. Zusätzlich erfuhr er, wie bedauernswert die Befragten es finden, dass Zeug*innen von Hassreden häufig gar nicht eingreifen oder sie unterstützen: Umstehende schweigen, ignorieren den Rassismus oder denken, es ginge sie nichts an. Seiner Meinung nach muss dringend eine Kultur der Zivilcourage entwickelt werden.
Die nächsten Schritte von Bob in diesem Projekt sind die Zusammenarbeit mit der Spieleentwicklung und die Einbeziehung der Rückmeldungen aus den Workshops. Weiterhin werden seine Kolleg*innen und er das SDD-Kompendium in einem tschechischen Podcast vorstellen und das Projekttreffen in Prag Ende Mai organisieren. Er freut sich schon darauf den europäischen Partner*innen viele schöne Dinge von der Stadt zeigen zu können.